Diabetes: Die schleichende Gefahr

Herzenskreis der Ernährung

Die Balance in der Ernährung

Herzkreislauferkrankungen sind eine der Haupttodesursachen in Industrieländern. Leidet der Mensch unter hohen Blutzuckerwerten — Diabetes mellitus genannt — erhöht sich auch sein Risiko, an einer Herzkreislauferkrankung zu sterben. Gemäss der International Diabetes Federation (IDF) waren 2010 rund 250 Millionen Menschen vom Diabetes Typ 2 (siehe Hintergrundwissen Diabetes) betroffen, mit stark steigender Tendenz.

Fatalerweise entwickelt sich ein Diabetes des Typs 2 langsam und wird daher oft sehr spät erkannt. Aufgrund fehlender Symptome nähert er sich auf leisen Sohlen, und schädigt in dieser Zeit die Blutgefässe und dadurch besonders das Herz mehr und mehr. Paart sich der hohe Blutzucker mit erhöhtem Blutdruck, Übergewicht und hohen Cholesterinwerten so gehört man zu einer Hochrisiko-Gruppe mit einem so genannten metabolischen Syndrom (MeSy), welches heute als der entscheidende Risikofaktor für Herzinfarkte und Schlaganfälle betracht wird.

Die Entstehung eines Diabetes Typ 2 kann verhindert oder − im Falle eines genetischen bedingten Diabetes − hinausgezögert werden. Heilen kann man ihn in der Regel nicht. Leidet man bereits an einem Diabetes, kann man diesen — nebst einer medikamentösen Behandlung — durch verschiedene Massnahmen günstig beeinflussen.

Da Übergewicht, Bewegungsmangel und schlechte Ernährung (wenig Gemüse viel Kohlenhydrate) als die drei wichtigsten Gefahrenquellen betrachtet werden, kommt diesen Faktoren bei der Prävention und der unterstützenden Behandlung eine wichtige Bedeutung zu. Die International Diabetes empfiehlt zur Risikoverminderung vor allem auf ein normales Körpergewicht und genügend Bewegung (3-4x wöchentlich) zu achten.

Phytotherapie als eine Alternative

Durch den Konsum von Hibiskus-Tee können die Auswirkung von Diabetes reduziert werden. Mexikanischer Wissenschafter 2 konnten zeigen, dass die Blutzuckerwerte von MeSy Patienten einen Monat nach der Einnahme von nur 100mg/Tag Hibiskusextrakt sanken. Die Studienresultate liessen vermuten, dass eine Insulinresistenz durch die Einnahme von Hibiskus verkleinert wird. Als wirksame Bestandteile werden die im Hibiskus enthaltenen Flavonoide − polyaromatische Pflanzenfarbstoffe − und die Hibiscus-Protocatechusäure genannt.

Ein weiteres bei Diabetes nützliches Kraut ist der in Südafrika beheimatete Rotbusch-Tee (auch bekannt unter dem Namen Rooibos oder Roibusch), welcher sich seit Jahren steigender Beliebtheit bei Teetrinkern erfreut. Vermutlich ist es das Flavonoid Aspalathin, welches als Antidiabetikum wirkt. In Versuchen mit Mäusen konnte mit einer 2 Stunden vor einer Glukose-Gabe verabreichten Dosis von 0.2g Aspalathin/kg Körpergewicht der Anstieg des Blut-Glukoselevels um rund die Hälfte reduziert werden 3. Eine Gabe von rund 0.5g/kg Aspalathin während fünf Wochen konnte überdies den Nüchtern-Glukosewert bereits nach 1 Woche um bis zu 20% senken. Die Forscher konnten zeigen, dass durch Aspalathin nicht nur die Insulin-Sekretion sondern auch die Glukose-Aufnahme in Muskelzellen deutlich gesteigert wird.

Der Zimt wird in Indien traditionellerweise gegen Diabetes eingesetzt 4. Indische Forscher verfütterten Raten mit Typ-2-Diabetes täglich den im Zimt vorhandenen Wirkstoff Zimtaldehyd in einer Dosierung von 5, 10 und 20 mg /kg und verglichen deren Bluttzuckerwerte mit Raten, welche mit dem Antidiabetikum Glibenclamide behandelt wurden. Die Forscher konnten zeigen, dass der Blutzuckerwert der Diabetes-Ratten mit der Zeit dosisabhängig sank. Nach einer Behandlungsdauer von 7 Tagen sank der Blutzuckerwert in allen Versuchstieren unabhängig von der Dosierung um rund 20%. Nach 45 Tagen war der Blutzuckerwert um 40% (5mg), 60% (10mg) bzw. 70% (20mg und Glibenclamide) erniedrigt. Mit vier Tassen Zimt-Tee wird bereits eine Dosis von rund 20mg/kg erreicht.

Auch der Extrakt aus der Ginseng-Wurzel ist in der Lage, die Auswirkung des Typ-2 Diabetes zu reduzieren 6, 7]. Mit nur 50mg/kg Körpergewicht eines Ginseng-Extraktes konnten Forscher der Universität Chicago den Blutzuckerwerte von Mäusen mit Typ-2 Diabetes nach 10 Tagen auf fast Normal-Level senken 7. Bemerkenswerterweise stieg der Blutzuckerwert nach Aussetzen der Therapie während 15 Tagen nur sehr langsam wieder an und erreichte erst nach 20 Tagen wieder das Niveau der Diabetes-Mäuse.

Die Natur hält noch ein weiteres wirksames Mittel im Kampf gegen den Diabetes bereit; die in der chinesischen Medizin breit eingesetzte und auch bei uns gut bekannte Rhabarber. Zwei chinesische Forscherteams 8, 9 konnten im Versuch mit fettleibigen Mäusen mit Typ-2 Diabetes zeigen, dass das darin enthaltene Emodin den Nüchtern-Blutzuckerspiegel um rund 20-40% absenkt. In einer anderen Studie 9 senkten sich die Blutzuckerwerte nach rund 2 Wochen gar auf dasselbe Niveau ab, wie von Mäusen, die mit Insulin behandelt wurden. Gleichzeitig wurde die Insulinrestistenz erniedrigt. Um dieselbe Dosis wie im Tierversuch verwendet zu erreichen, müsste ein Mensch täglich rund 3kg Spargel essen. Da die in Rhabarber enthaltene Oxalsäure Harnsteine fördert, sollte diese aber nur in kleinen Mengen − sozusagen als Unterstützung anderer Therapien − genossen werden.

Auch das im Rotwein und Trauben enthaltene Resveratrol beeinflusst sowohl den Blutzuckerwert als auch die Insulinresistenz positiv 10. In einer Studie amerikanischer Wissenschafter 11 wurden Mäusen unter einer hoch-Kaloriendiät täglich die geringe Dosis von 2mg/kg Resveratrol gespritzt. Trotz dieser sehr geringen Dosierung erreichte der Blutzuckerwert nach 5 Wochen beinahe das Niveau von Mäusen mit einer Mager-Diät. Auch die Insulinresistenz wurde positiv beeinflusst; der Insulingehalt im Blut ging beinahe um die Hälfte zurück. Diese beeindruckenden Resultate lassen hoffen, dass sich die Einnahme auch verhältnismässig geringer Resveratrol-Mengen schnell günstig auf einen Diabetes auswirkt.

Es wird vermutet, dass die Folgeschäden des Diabetes zu einem Teil mit der erhöhten Konzentration von freien Radikalen zusammenhängen,12, 13. Daher macht das Trinken von Teesorten mit einem hohen Anteil an Antioxidantien (z.B. Grüntee oder Rotbusch) Sinn. Die diabetische Nephropathie z.B. ist eine Nierenerkrankung, für welche als Ursache die der Diabetes verantwortlich gemacht wird. Wie eine japanische Studie 14 zeigte, kann dieser Nierenerkrankung durch Grüntee und Rotbusch Tee (Rooibos) wirksam entgegen getreten werden. Es wird angenommen, dass die im Grüntee enthaltenen Polyphenole bzw. im Rotbusch enthaltenen Flavonoide freie Superoxid-Radikale abfangen und so die Anlagerung von Glukose an körpereigene Proteine (die so genannte Maillard Reaktion) verhindern kann 14, 15. Auf den Blutzuckerspiegel oder die Insulinresistenz nimmt der Grüntee leider aber nur wenig Einfluss.

Hintergrundwissen Diabetes
Der Diabetes ist eine Störung der Zuckerverwertung, welche durch Insulin-Mangel verursacht wird. Das Insulin bewirkt, dass mit der Nahrung zugeführter Zucker in die Zellen hinein transportiert wird, wo er dann in Energie oder Fett umgewandelt werden kann.

Man unterteilt den Diabetes mellitus in zwei Typen auf. Der Diabetes Typ 1 tritt schon im Kindesalter auf. Bei diesem Typus werden die sogenannten Langerhans-Inselzellen des Pankreas meist durch das körpereigene Immunsystem zerstört, wodurch meist die Insulinproduktion völlig ausfällt. Vom Diabetes Typ 2 sind meistens ältere Menschen befallen, daher wurde er früher auch Altersdiabetes genannt. Dieser Typ macht 90-95% der Diabetesfälle aus und ist in der Regel durch eine Insulinresistenz gekennzeichnet, dass heisst, das Insulin wirkt nicht mehr richtig 1.

Quellen
(1)           Moller, D. E., New drug targets for type 2 diabetes and the metabolic syndrome. Nature 2001, 414, (6865), 821-827.
(2)           Gurrola-Diaz, C. M.; Garcia-Lopez, P. M.; Sanchez-Enriquez, S.; Troyo-Sanroman, R.; Andrade-Gonzalez, I., et al., Effects of Hibiscus sabdariffa extract powder and preventive treatment (diet) on the lipid profiles of patients with metabolic syndrome (MeSy). Phytomedicine 2010, 17, (7), 500-505.
(3)           Kawano, A.; Nakamura, H.; Hata, S.-i.; Minakawa, M.; Miura, Y., et al., Hypoglycemic effect of aspalathin, a rooibos tea component from Aspalathus linearis, in type 2 diabetic model db/db mice. Phytomedicine 2009, 16, (5), 437-443.
(4)           Babu, P. S.; Prabuseenivasan, S.; Ignacimuthu, S., Cinnamaidehyde – A potential antidiabetic agent. Phytomedicine 2007, 14, (1), 15-22.
(5)           Zhou, J. Y.; Zhou, S. W.; Bin Zhang, K.; Tang, J. L.; Guang, L. X., et al., Chronic effects of berberine on blood, liver glucolipid metabolism and liver PPARs expression in diabetic hyperlipidemic rats. Biol. Pharm. Bull. 2008, 31, (6), 1169-1176.
(6)           Xie, J.-T.; Wang, C.-Z.; Li, X.-L.; Ni, M.; Fishbein, A., et al., Anti-diabetic effect of American ginseng may not be linked to antioxidant activity: Comparison between American ginseng and Scutellaria baicalensis using an ob/ob mice model. Fitoterapia 2009, 80, (5), 306-311.
(7)           Xie, J. T.; Wu, J. A.; Mehendale, S.; Aung, H. H.; Yuan, C. S., Anti-hyperglycemic effect of the polysaccharides fraction from American ginseng berry extract in ob/ob mice. Phytomedicine 2004, 11, (2-3), 182-187.
(8)           Xue, J.; Ding, W.; Liu, Y., Anti-diabetic effects of emodin involved in the activation of PPAR gamma on high-fat diet-fed and low dose of streptozotocin-induced diabetic mice. Fitoterapia 2010, 81, (3), 173-177.
(9)           Zhao, X. Y.; Qiao, G. F.; Li, B. X.; Chai, L. M.; Li, Z., et al., Hypoglycaemic and Hypolipidaemic Effects of Emodin and Its Effect on L-Type Calcium Channels in Dyslipidaemic-Diabetic Rats. Clin. Exp. Pharmacol. Physiol. 2009, 36, (1), 29-34.
(10)        Vang, O.; Ahmad, N.; Baile, C. A.; Baur, J. A.; Brown, K., et al., What is new for an old molecule? Systematic review and recommendations on the use of resveratrol. PloS ONE 2011, 6, (6), e19881.
(11)        Ramadori, G.; Gautron, L.; Fujikawa, T.; Vianna, C. R.; Elmquist, J. K., et al., Central Administration of Resveratrol Improves Diet-Induced Diabetes. Endocrinology 2009, 150, (12), 5326-5333.
(12)        Vincent, A. M.; Russell, J. W.; Low, P.; Feldman, E. L., Oxidative stress in the pathogenesis of diabetic neuropathy. Endocrin Rev 2004, 25, (4), 612-628.
(13)        Dmitriev, L. F.; Titov, V. N., Lipid peroxidation in relation to ageing and the role of endogenous aldehydes in diabetes and other age-related diseases. Ageing Res. Rev 2010, 9, (2), 200-210.
(14)        Kinae, N.; Shimoi, K.; Masumori, S.; Harusawa, M.; Furugori, M.-. Suppression of the Formation of Advanced Glycosylation Products by Tea Extracts. In Food Phytochemicals for Cancer Prevention II, Ho, C. T.; Osawa, T.; Huang, M. T.; Rosen, R. T., Eds. ACS Symposium Series Washington, 1994; Vol. 547, pp 68-75.
(15)        Cohen, M. P.; Sharma, K.; Jin, Y. L.; Hud, E.; Wu, V. Y., et al., Prevention of Diabetic Nephropathy in Db/Db Mice with Glycated Albumin Antagonists – a Novel Treatment Strategy. J. Clin. Invest. 1995, 95, (5), 2338-2345.
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