Das Cholesterin

Natürlich gegen Cholesterin

Das Cholesterin ist eine lebenswichtige Substanz, stabilisiert in der Zellmembrane dient es dem Körper unter anderem als Vorstufe für verschiedene Hormone und die für die Verdauung wichtige Gallensäure. Cholesterin hat ein miserables Image, trotz seiner lebensnotwendigen Funktionen. Dies lässt sich daraufzurückführen, dass seine Ablagerungen – die sogenannten Plaques – in den Arterien zu Arteriosklerose und schließlich zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.

Welche Cholesterinwerte sind ungesund

Was können wir gegen das Cholesterin tun

Das schlechte und gute Cholesterin

Cholesterin zirkuliert ständig zwischen der Leber und den Geweben hin- und her, wobei sogenannte Lipoproteine als Transportmittel fungieren. Diese nehmen das Cholesterin sozusagen huckepack und tragen es in der Blutbahn herum. Während das LDL (Low Density Lipoprotein) das Cholesterin von der Leber zu den Geweben führt, bringt es das HDL (High Density Lipoprotein) wieder zur Leber zurück. Im Gewebe wollen wir nicht zu viel Cholesterin haben, das dadurch das Risiko steigt, dass es in den Arterien Ablagerungen und so Arteriosklerose bildet. Weil das LDL das Cholesterin in das Gewebe transportiert, bezeichnet man dieses als schlechtes Cholesterin. Das HDL-Cholesterin hingegen wird als gutes Cholesterin bezeichnet, weil es dieses zurück in die Leber bringt. Deshalb ist das LDL-HDL-Verhältnis eine wichtige Größe zur Beurteilung des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

 

Welche Cholesterinwerte sind ungesund?

Hier gibt es keine absolut geltenden Grenzwerte. Die empfohlenen Höchstwerte variieren etwas je nach zuständiger Behörde. Der Deutschen Herzstiftung und dem amerikanischen Nationalen Gesundheitsinstitut (National Institutes of Health) gemäß sollten gesunde Menschen die folgenden ungefähren Blutwerte einhalten:

  • Gesamtcholesterinwert < 200 mg/dL (5,2 mmol/L)
  • HDL-Cholesterinwert > 50 mg/dL (1,3 mmol/L)
  • LDL-Cholesterinwert < 120 mg/dL (3,1 mmol/L)
  • Blutfettwert (Triglyzeride) < 150 mg/dL (< 1,7 mmol/L)

2002 schätzte man, dass 50 bis 60 % aller Herzinfarkte auf LDL-Cholesterinwerte von über 140 mg/dL und Gesamtcholesterinwerte (also HDL- und LDL-Cholesterin) von über 250 mg/dL zurückzuführen sind.1 An dieser Einschätzung hat sich nicht viel geändert. Heute weiß man aber, dass der Wert des Gesamtcholesterins eines Menschen bei der Beurteilung des Arterioskleroserisikos weniger aussagekräftig ist als der LDL-Wert − das sogenannte schlechte Cholesterin. Diesen Wert – bzw. dessen Verhältnis zum HDL-Wert – muss man besonders im Auge behalten.

Übrigens gab es schon in den 90er-Jahren Hinweise darauf, dass eine Mehr-ist-besser-Strategie bei der Senkung des Cholesterinwerts möglicherweise verfehlt ist. 2 Tatsächlich erhöht sich das Risiko für Hirnblutungen unter einem Gesamtcholesterinwert von rund < 150 mg/dL (4 mmol/L). 3

 

Wieso führt Cholesterin zu Arteriosklerose?

Arteriosklerose wird durch Ablagerungen an den Wänden der Blutgefäße verursacht, die hauptsächlich aus Cholesterin bestehen. Darüber berichtete 1950 das erste Mal die renommierte Zeitschrift Science anhand einer entsprechenden Studie. Interessanterweise verhallte dieser Warnruf nahezu ungehört. Es sollte 25 Jahre dauern, bis zwei englische Wissenschaftler diesen Zusammenhang wiederentdeckten und darauf hinwiesen, dass eine Senkung des Cholesterinwerts die Arteriosklerose günstig beeinflussen kann. Welche Rolle das Cholesterin bei der Bildung von Ablagerungen in den Blutgefässen genau spielt, ist noch nicht komplett verstanden. Man weiss aber, dass daran neben dem LDL-Cholesterin auch freie Radikale entscheidend beteiligt sind. Diese hochreaktiven Teilchen führen dazu, dass das in die Gefäßwand gewanderte LDL-Cholesterin chemisch verändert wird; es oxidiert. Erst dieses chemisch veränderte LDL-Cholesterin wird von den Frontkämpfern des Immunsystems – den Fresszellen – als Fremdkörper erkannt und aufgenommen, um es aus der Gefäßwand zu entfernen. Die Fresszellen platzen jedoch bei diesem Versuch und hinterlassen eine Ablagerung. Eine Arteriosklerose beginnt.

 

Was können wir gegen das Cholesterin tun

Den Einfluss des Cholesterins kann man reduzieren, indem man das LDL vor dem Oxidieren schützt. Dies tut man, indem man erstens den oxidativen Stress auf einem tiefen Niveau hält, etwa durch den Konsum von Antioxidanzien wie Q10 (die Zufuhr von Vitaminen wie A und E in der Form von Nahrungsergänzungsmitteln sollte nur bei nachgewiesenem Mangel erfolgen). Zweite Regel: Erniedrigen Sie das LDL-Cholesterin im Blut (was nicht da ist, kann nicht oxidieren). Sport, verschiedene Gemüse wie Knoblauch oder die Artischocke können hierbei helfen. Eine cholesterinarme Diät hilft übrigens nicht viel, auch wenn dies ab den 1980-er Jahren fleissig gepredigt wurde.

 

Literatur

1 World Health Organization (WHO), The World Health Report. Reducing Risks, Promoting Healthy Life. In Geneva, 2002 und Health Survey for England 1998: cardiovascular disease; Department of Health: London, 1998.

2 D. Jacobs et al., Report of the Conference on Low Blood Cholesterol – Mortality Associations. Circulation. (1992) 86(3): 1046–1060.

3 X. Wang et al., Cholesterol Levels and Risk of Hemorrhagic Stroke A Systematic Review and Meta-Analysis. Stroke (2013) 44:1833–1839.
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