Johanniskraut gegen Depressionen

Johanniskraut gegen Depressionen

Johanniskraut gegen Depressionen

Depressionen sind wesentlich weiter verbreitet und werden hinsichtlich ihrer Auswirkung auf die betroffenen Menschen viel stärker unterschätzt als man gemeinhin annimmt. Diese Erkrankung kostet die Schweiz jährlich nicht nur mehrere Milliarden Franken, sondern geht auch mit einem hohen Leidensdruck einher.

Das Johanniskraut und seine Zubereitungen haben beeindruckende antidepressive, beruhigende und angstlösende Eigenschaften. Laut einer ausgedehnten amerikanischen Übersichtsstudie tritt bei den meisten Patienten ab etwa 4-6 Wochen eine deutliche Besserung der Symptomatik ein. Wegen dem verzögerten Einsetzen der Wirkung wird von manchen Ärzten empfohlen, in den ersten Behandlungs-wochen das Johanniskraut mit der Baldrianwurzel zu kombinieren. Dies macht Sinn, weil der Baldrian wesentlich schneller in der Lage ist, depressive Verstimmungen sowie Angst- und Unruhezuständen zu lindern.

Wie das Johanniskraut wirkt, ist auch nach jahrzehnterlanger Forschung noch nicht ganz klar. Sicher ist, dass sowohl Johanniskraut als auch synthetische Antidepressiva die Wiederaufnahme von stimmungsaufhellenden Botenstoffe (Neurotransmittern) wie Noradrenalin, Serotonin oder Dopamin im Gehirn hemmen. Das Johanniskraut kann aber noch mehr. Es verringert nämlich nach einigen Wochen auch die Menge der Rezeptoren, die diese Botenstoffe abfangen – und zwar nachhaltig. Setzt man das Johanniskraut also beispielsweise nach 2 Monaten ab, bleibt ein Teil der Wirkung bestehen.

Wer grössere Mengen Johanniskraut-Produkte einnimmt, sollte Rücksprache mit seinem Arzt halten. Das Johanniskraut ist nämlich interessanterweise in der Lage, die Aktivität eines besonderen Enzyms (des Zytochrom P 450) zu erhöhen. Dieses Enzym sorgt in der Leber dafür, dass fettlösliche Gifte aber auch Medikamente so umgewandelt werden, dass diese wasserlöslich werden. Dies ist wichtig, weil so Fremdstoffe leichter über den Urin ausgeschieden werden können. Unglücklicherweise kann das Johanniskraut dadurch aber auch die Wirkung einiger Medikamente – wie beispielsweiser bestimmter Beruhigungs-mittel, hormoneller Empfängnisverhütungsmittel, Immunsuppressiva, Herz- oder HIV-Medikamente – mehr oder weniger stark abschwächen. Darüber hinaus gilt es zu beachten, dass das Johanniskraut bei manchen Menschen die Haut lichtempfindlicher macht. Besonders hellhäutige Menschen oder solche mit einer Sonnenallergie sollten im Sommer auf die Einnahme verzichten.

Das Johanniskraut kann als Tee oder als standardisiertes Präparat eingenommen werden. Als tägliche Dosis wird die Einnahme von etwa 500-900mg (ca. drei Esslöffel, somit etwa einen Liter vom Johanniskraut) Johanniskrautextrakt empfohlen.

Hier geht’s zum Kraut.

Literatur

  1. M. Greeson et al, St. John’s wort (Hypericum perforatum): a review of the current pharmacological, toxicological, and clinical literature, Psychopharmacology (2001) 153: 402–414
  2. A. Izzo und E. Erns, Interactions Between Herbal Medicines and Prescribed Drugs, Drugs 2001; 61 (15): 2163-2175
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