Salz: so schmackhaft wie ungesund?

Was wir täglich an Salz essen, wissen wir oft gar nicht. Versteckt und offen in Lebensmitteln und Getränken prägt Salz unsere geschmacklichen Vorlieben, ob es sich um Fertigpizza oder um Brot handelt. Fraglos braucht unser Körper Salz. Es ist der wichtigste Lieferant für Natrium (Kochsalz = Natriumchlorid), das unter anderem dabei hilft, Nervenimpulse zu übertragen, den Herzrhythmus zu stabilisieren und den Wassergehalt in den Körperzellen in einem stabilen Gleichgewicht zu halten. Das Problem: Eine natriumreiche Kost treibt den Blutdruck in die Höhe.

Zu einer Herz-Kreislauf-Diät gehört nach Meinung verschiedener Experten daher eine salz- beziehungsweise natriumarme, aber kaliumreiche Ernährung. Sie soll helfen, den Blutdruck positiv zu beeinflussen und das Erkrankungsrisiko zu senken. Klinische Studien stützen scheinbar diese Empfehlung. So konnte durch eine Reduktion der täglichen Salzzufuhr von 10 g auf 5 g der obere Blutdruck um rund 4 bis 8 mmHg und der untere um 3 bis 5 mmHg reduziert werden.1 Aus dieser Erkenntnis zog man den Schluss, die Natriumaufnahme müsse so weit wie möglich gesenkt werden.

Doch die so logisch klingenden und seit Jahrzehnten gepredigten Vorzüge der natriumarmen Diät sind keineswegs unumstritten. Vielmehr zeichnet sich gerade ein Umdenken ab. So kritisieren etwa dänische Wissenschaftler, dass sie nur bei Menschen mit deutlich erhöhtem Blutdruck überhaupt eine Wirkung zeigt.2 Eine große Übersichtsstudie der selben Wissenschaftler ergab sogar, dass eine zu natriumarme Diät schädlich sein kann. Erklären ließe sich dies mit einer biochemischen Rückkopplung. Bei einer natriumarmen Diät wird das sogenannte Renin-Aldosteron-System hochgefahren. Dieses Hormonsystem steuert den Salz- und Wasserhaushalt des Körpers. Es bewirkt, dass Wasser und Natrium im Körper zurückgehalten werden, was den Blutdruck sogar wieder in die Höhe treiben kann. Des Weiteren erhöhen sich bei einem Natriummangel die Cholesterin- und Blutfettwerte. Beides hat schließlich zur Folge, dass das Risiko von Herz-Kreislauf-Komplikationen durch eine salzarme Diät etwa gleich groß bleibt oder sogar ansteigen kann.

Solange die Salz-Debatte noch anhält, ist ein übermäßiger Aktionismus – etwa natriumarmes Mineralwasser zu konsumieren – nicht angebracht. Verzichten Sie einfach auf stark salzhaltige und ohnehin ungesunde Lebensmittel wie Fast-Food-Produkte, Fertigsuppen, Wurst- und Backwaren so weit, dass die Freude am Essen ungetrübt bleibt. Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie empfiehlt maximal 6 g Salz pro Tag einzunehmen. Das entspricht etwa einem gestrichenen Teelöffel. Neuere Erkenntnisse lassen die Vermutung zu, dass der tägliche Salzkonsum 6 g nicht unterschritten werden sollte und bei gesunden Menschen bis etwa 11 g unproblematisch ist.3 Wer also etwa 6 g Salz pro Tag zu sich nimmt, macht auf keinen Fall etwas falsch.

An dieser Stelle sei auf eine spezielle Natriumquelle hingewiesen, die meist übersehen wird: Enthärtungsanlagen. In diesen Anlagen findet ein chemischer Austausch des knochenfreundlichen Kalziums gegen Natrium statt. Wird sehr hartes Wasser auf ein relativ niedriges Niveau enthärtet, steigt der Natriumgehalt des Trinkwassers auf bis zu 150 mg/l an. Mit 1,5 l Wasser werden damit rund 10 % der von der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie maximal empfohlenen Natriummenge aufgenommen.

Literatur

1 F. J. He et al., How Far Should Salt Intake Be Reduced? Hypertension (2003), 42: 1093–1099.

2 N. Graudal et al., Compared With Usual Sodium Intake, Low- and Excessive-Sodium Diets Are Associated With Increased Mortality: A Meta-Analysis, Am. J. Hypertension (2014), 27 (9): 1129–1137.

3 N. Graudal et al., Compared With Usual Sodium Intake, Low- and Excessive- Sodium Diets Are Associated With Increased Mortality: A Meta-Analysis, Am. J. Hypertension (2014), 27 ;9: 1129–1137.

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